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+++ b/ch02-topologie.tex
@@ -2,7 +2,13 @@
\label{cha:topologie}
\section{Topologische Räume}
\label{sec:topologische-raume}
-\begin{definition}[Topologischer Raum, offene Mengen]
+
+\begin{definition-nn}[Potenzmenge]
+ \index{$\Pot X$}
+ \index{Potenzmenge}
+ Wir bezeichnen für eine Menge $X$ mit $\Pot X$ die Potenzmenge $\{ M: M ⊂ X \}$ von $X$.
+\end{definition-nn}
+\begin{definition}[Topologie, Topologischer Raum, offene Mengen]
\index{Raum!topologischer}
\index{Struktur!topologische}
\index{offen}
@@ -40,6 +46,7 @@
Der \emph{Sierpinski-Raum} ist die Menge $\{0,1\}$ versehen mit der Topologie $\{ ∅, \{0\}, \{0,1\}\}$.
\end{enumerate}
\end{beispiele-nn}
+Wir führen zunächst einige wichte Begriffe ein:
\begin{definition}
\label{defi:top-grundbegriffe-2.1.2}
Sei $M ⊂ X$.
@@ -129,8 +136,8 @@
\end{definition}
\begin{bemerkung-nn}
Man überlegt sich leicht, dass der Grenzwert $x_{0}$ in der Regel nicht eindeutig ist.
- Bsp: In $\T=\{X,\emptyset\}$ konvergiert jede Folge gegen jeden Punkt.
- Ist $(X,\T)$ jedoch ein Hausdorff-Raum, so ist jeder Grenzwert eindeutig.
+ In der Klumpentopologie $\T=\{X,\emptyset\}$ konvergiert jede Folge gegen jeden Punkt.
+ Ist $(X,\T)$ jedoch ein Hausdorff"=Raum, so ist jeder Grenzwert eindeutig.
\end{bemerkung-nn}
\begin{beweis}
Seien $x_{0} \neq x'_{0}$ Grenzwerte von $(x_{n})_{n \in \N} \subset X$.
@@ -149,11 +156,12 @@
\end{definition}
\begin{beispiel-nn}
Wir betrachten $\R$ mit der natürlichen Topologie.
- $(x_n)_{n ∈ ℕ}$ mit $x_n=(-1)^n$ hat zwei Häufungspunkte $\pm 1$.
+ Die Folge $(x_n)_{n ∈ ℕ}$ mit $x_n=(-1)^n$ hat zwei Häufungspunkte $1$ und $-1$.
Die Menge aller Folgenglieder $M=\{x_{n}:n \in \N\}=\{-1,1\}$ hat als Menge jedoch keine Häufungspunkte.
\end{beispiel-nn}
\begin{bemerkung-nn}
- Für die indiskrete Topologie ist jeder Punkt in $X$ Häufungspunkt jeder Folge.
+ Die Anzahl der Häufungsunkte, die eine Folge haben kann, ist unbeschränkt.
+ Ist $X$ eine beliebige Menge, die mit der Klumpentopologie ausgestattet ist, so ist jeder Punkt in $X$ Häufungspunkt (und Grenzwert) jeder Folge.
\end{bemerkung-nn}
\begin{definition}[Stetigkeit]
\index{stetig}
@@ -168,9 +176,12 @@
$f$ heißt \emph{stetig}, falls für alle $V \in \T_{Y}$ gilt, dass $f^{-1}(V) \in \T_{X}$.
\end{enumerate}
\end{definition}
-\begin{bemerkung-nn}
- $f$ ist genau dann stetig, wenn $f$ in jedem Punkt stetig ist.
-\end{bemerkung-nn}
+\begin{lemma-nn}
+ Eine Abbildung $f: X → Y$ zwischen topologischen Räumen $X$, $Y$ ist genau dann stetig, wenn $f$ in jedem Punkt stetig ist.
+\end{lemma-nn}
+\begin{noproof}
+ ~
+\end{noproof}
\begin{definition}[Homöomorphismus]
\index{Homöomorphismus}
\index{isomorph!topologisch}
@@ -195,7 +206,7 @@ existiert.
\begin{beispiel-nn}
Für die natürliche Topologie auf $\R^n$ ist eine Basis der Topologie gegeben durch
${B_{\eps}(x): x \in X, \eps > 0}$
- mit den offenen Kugeln $B_{\eps}(x)={y \in R^n : \norm{x-y}<\eps}$.
+ mit den offenen Kugeln $B_{\eps}(x)={y \in R^n : \snorm{x-y}<\eps}$.
Sei $x \in \R^n$ fest.
Dann ist ${B_{1/n}(x):n \in \N}$ eine abzählbare Umgebungsbasis von x
\end{beispiel-nn}
@@ -203,12 +214,12 @@ existiert.
\index{Topologie!Relativ-}
\index{Topologie!Spur-}
\label{defi:relativtop-2.1.10}
- $M \subset \T$ eines topologischen Raumes $(X,\T)$ lässt sich in natürlicher Weise
+ Eine Teilmenge $M \subset \T$ eines topologischen Raumes $(X,\T)$ lässt sich in natürlicher Weise
zu einem topologischen Raum machen, nämlich mit $\T' \coloneq \{M \cap V : V \in \T\}$.
\end{definition}
\begin{bemerkung-nn}
- $M = M \cap X \in \T'$ da $X \in \T$, d.h. $M$ ist offen in der Spurtopologie.
- Achtung: $M$ muss nicht offen in $X$ sein.
+ Es gilt $M = M \cap X \in \T'$, denn es ist $X \in \T$, das heißt $M$ ist offen in der Spurtopologie (denn $M$ muss ja in jeder Topologie auf $M$ offen sein)
+ Aber $M$ muss hingegen nicht notwendigerweise offen in $X$ sein.
\end{bemerkung-nn}
\begin{definition}
\index{Topologie!feiner}
@@ -224,17 +235,30 @@ existiert.
Die feinere Topologie $\T_{1}$ enthält mehr offene Mengen,
und damit zu jedem Grenzwert $x_{0}$ weniger konvergte Folgen.
- Man zeigt leicht:
- $\T_{1}$ ist feiner als $\T_{2}$ $\Longleftrightarrow$
- Für alle $x \in X$ gilt: Seien $B_{1} \subset T_{1},B_{2} \subset T_{2}$ Umgebungsbasen von $x$,
- dann gilt für alle $U \in B_{1}$, dass ein $V \in B_{2}$ existiert mit $V \subset U$.
\end{bemerkung-nn}
+\begin{lemma-nn}
+ Sei $X$ eine Menge, $\T_1$ und $\T_2$ Topologien auf $X$, für jedes $x ∈ X$ $B^x_i$ eine Umgebungsbasis von $x$ in $\T_i$, $i=1,2$.
+ Dann sind äquivalent:
+ \begin{enumerate}
+ \item
+ $\T_{1}$ ist feiner als $\T_{2}$
+ \item
+ Für alle $x ∈ X$ und jedes $U ∈ \U_x^{\T_1}$ gibt es ein $V ∈ \U_x^{\T_2}$ mit $V ⊂ U$.
+ \item
+ Für alle $x \in X$ gibt es für jedes $U \in B_{1}$ ein $V \in B_{2}$ mit $V \subset U$.
+ \end{enumerate}
+\end{lemma-nn}
+\begin{noproof}
+ ~
+\end{noproof}
\begin{beispiel-nn}
- Folgende Topolgien auf $\R^n$ sind gleich.
+ Folgende Topolgien $\T_1$ und $\T_2$ auf $\R^n$ sind gleich:
$\T_{1}$ sei die Topologie, die durch die Kugeln
$B_{\eps}(x)=\{y \in R^n : \norm{x-y}<\eps\}$ erzeugt wird.
$\T_{2}$ sei die Topologie, die durch die Quader
$B_{\eps}(x)=\{y \in R^n : \max_{1 \leq i \leq n} |y_{i}-x_{i}|<\eps\}$ erzeugt wird.
+ Tatsächlich sind alle Topologien auf $ℝ^n$, die durch eine Norm induziert
+ werden identisch, denn alle Normen auf dem $ℝ^n$ sind uniform äquivalent.
\end{beispiel-nn}
\begin{definition}[Produkttopologie]
\index{Topologie!Produkt-}
@@ -244,8 +268,29 @@ existiert.
\{U_{X} \times U_{Y} : U_{X} \in \T_{X}, U_{Y} \in \T_{Y} \} \subset \Pot{X \times Y}
\]
eine Basis der Topologie $\T_{X \times Y}$ im kartesischen Produkt $X \times Y$.
- Bemerkung: Es genügt auch wenn $U_{X},U_{Y}$ über Basen von $\T_{X},\T_{Y}$ genommen werden.
\end{definition}
+\begin{bemerkung-nn}
+ In dieser Definition würde es auch genügen, wenn $U_{X},U_{Y}$ über Basen von $\T_{X},\T_{Y}$ genommen werden.
+\end{bemerkung-nn}
+\begin{bemerkung-nn}
+ Allgemeiner kann man auch das Produkt beliebig vieler topologischen Räume auf natürliche Art und Weise mit einer Topologie ausstatten:
+\end{bemerkung-nn}
+\begin{definition-nn}[Produkttopologie]
+ Sei $(X_i, \T_i)_{i ∈I}$ eine nichtleere Familie topologischer Räume.
+ Das kartesische Produkt $\prod_{i ∈ I} X_i$ ist die Menge
+ \[
+ X = \prod_{i ∈ I} X_i = \{ f: I → \bigcup_{i ∈ I} X_i: ∀i ∈ I : f(i) ∈ X_i\}.
+ \]
+ Man schreibt die Elemente des kartesischen Produktes als Familien $(x_i)_{i ∈ I}$ mit $x_i ∈ X_i$ für alle $i ∈ I$.
+ Die \emph{kanonischen Projektionen} $\operatorname{pr}_i: X → X_i$ sind dann gerade die Abbildungen $\operatorname{pr}_i((x_j)_{j∈ I}) = x_i$.
+ Die zu $(\T_i)_{i ∈ I}$ gehörende \emph{Produkttopologie} ist dann die gröbste Topologie auf $X$, die die Abbildungen $\operatorname{pr}_i : X → X_i$ stetig macht.
+ Eine Basis der Produkttopologie ist gegeben durch die Zylindermengen
+ \[
+ \mathcal B = \left\{ \prod_{i ∈ I} U_i: U_i ∈ \T_i \text{ und fast alle $U_i = X_i$ } \right\}.
+ \]
+ Das kartesische Produkt von endlich viele topologischen Räumen, etwa $X, Y, Z$ schreibt man als $X × Y × Z$.
+ Es gilt $X × (Y × Z) \simeq X × Y × Z \simeq (X × Y) × Z$.
+\end{definition-nn}
\section{Metrische Räume}
\index{Raum!metrischer}
\label{sec:metrische-raume}
@@ -255,7 +300,7 @@ existiert.
\label{defi:metrik-2.2.1}
Sei $X$ eine Menge. $d: X × X → \R$ heißt \emph{Pseudometrik}, wenn $d$ den
folgenden Axiomen genügt:
- \begin{enumerate}[series=metrik,label=(M\arabic*)]
+ \begin{wenumerate}[series=metrik,label=(M\arabic*)]
\item
Für alle $x, y ∈ X$ gilt $d(x,y) \ge 0$ und $d(x,x) = 0$.
\item
@@ -264,12 +309,12 @@ existiert.
\index{Dreiecksungleichung}
\emph{Dreiecksungleichung:} Für alle $x, y, z ∈ X$ gilt $d(x,y)
\le d(x,y) + d(z,y)$.
- \end{enumerate}
+ \end{wenumerate}
$d$ heißt \emph{Metrik}, falls es zusätzlich
- \begin{enumerate}[resume=metrik,label=(M\arabic*)]
+ \begin{wenumerate}[resume=metrik,label=(M\arabic*)]
\item
$d(x,y) = 0 \implies x = y$
- \end{enumerate}
+ \end{wenumerate}
\index{Kugel!offene}
erfüllt. $(X,d)$ heißt dann (pseudo-)metrischer Raum. Zu $x ∈ X$ und $r > 0$
definieren wir die \emph{offene Kugel um $x$ mit Radius $r$} als
@@ -326,10 +371,11 @@ existiert.
Dann sind $B_{δ/2}(x)$ und $B_{δ/2}(y)$ disjunkte Umgebungen von $x$ bzw $y$:
Sei $z ∈ B_{δ/2}(x)$. Dann ist
\[
- d(z,y) \ge d(y,x) - d(x,z) > δ - \frac {δ} 2 = \frac {δ} 2.
+ d(z,y) \ge d(y,x) - d(x,z) > δ - δ/2 = δ/2.
\]
\end{proof}
\begin{lemma-nn}[Eigenschaften metrischer Räume]
+ \label{lemma:eigenschaften-metrischer-raeume}
Sei $(X,d)$ ein metrischer Raum.
\begin{enumerate}
\item Jeder Punkt $x ∈ X$ besitzt eine abzählbare Umgebungsbasis
@@ -346,6 +392,20 @@ existiert.
\item
$M$ ist nirgends dicht in $X$ genau dann, wenn es zu jeder Kugel $B_\epsilon (x_0)$ mit $x_0 ∈ X, \epsilon > 0$ eine Kugel $B_\delta (x_1) ⊂ B_\epsilon (x_0)$ mit $B_\delta(x_1) ∩ M = \emptyset$ gibt.
\item
+ Seien $(X,d_X)$ und $(Y,d_Y)$ metrische Räume, $f: X → Y$ eine Abbildung, $x ∈ X$.
+ Dann sind äquivalent:
+ \begin{enumerate}
+ \item
+ $f$ ist steitg in $x$.
+ \item
+ $f$ ist folgenstetig in $x$.
+ \item
+ Für jedes $ε > 0$ existiert ein $δ > 0$, so dass für alle $y ∈ X$ gilt:
+ \[
+ d(x,y) < δ \implies d(f(x), f(y)) < ε.
+ \]
+ \end{enumerate}
+ \item
Seien $(X,d_X)$ und $(Y,d_Y)$ metrische Räume.
Dann ist auch $(X×Y,d_{X×Y})$ ein metrischer Raum vermöge der Metrik
\[
@@ -375,13 +435,15 @@ Der Beweis wird aufgrund seiner Trivialität den Lesern zur Übung überlassen,
Nun ein paar Charakterisierungen von kompakten Mengen in metrischen Räumen.
\begin{satz}
\index{kompakt}
+ \index{kompakt!in metrischen Räumen}
\label{satz:metr-raum-kompaktheit-aequ-charakt-2.2.4}
Im metrischen Raum $(X,d)$ sind äquivalent:
\begin{enumerate}
\item
- \index{kompakt!überdeckungs!}
+ \index{kompakt!überdeckungs-}
$K ⊂ X$ ist kompakt (überdeckungskompakt)
\item
+ \index{kompakt!abzählbar}
Jede Folge in $K$ besitzt mindestens einen Häufungspunkt in $K$ (abzählbar kompakt)
\item
\index{kompakt!folgen-}
@@ -395,6 +457,49 @@ Nun ein paar Charakterisierungen von kompakten Mengen in metrischen Räumen.
\index{Abzählbarkeitsaxiom!zweites}
Für „$(b) \Rightarrow (c)$“ benötigt man das erste Abzählbarkeitsaxiom, also die Existenz von abzählbaren Umgebungsbasen für jeden Punkt.
\end{bemerkung}
+\begin{proof}[\cref{satz:metr-raum-kompaktheit-aequ-charakt-2.2.4}]
+ $(a) ⇒ (b)$:
+ Nehmen wir umgekehrt an, es gäbe eine Folge $(x_n)_{n ∈ ℕ}$, die keinen Häufungspunkt besitzt.
+ Dann gibt es für jedes $y ∈ X$ ein $r_y > 0$, so dass $N_y := \{k ∈ ℕ: x_k ∈ B_{r_y}(y)\}$ endlich ist.
+ Dann sind die offenen Kugeln $(B_{r_y}(y))_{y ∈ X}$ eine offene Überdeckung von $X$, daher existiert, weil $X$ kompakt ist, $F ⊂ X$ endlich mit $X ⊂ \bigcup_{y ∈ F}B_{r_y}(y)$.
+ Aber das impliziert schon $ℕ = \bigcup_{y ∈ F} N_y$ im Widerspruch zur Unendlichkeit von $ℕ$.
+ Somit kann so eine Folge $(x_n)_{n ∈ ℕ}$ ohne Häufungspunkt nicht existieren und $X$ ist abzählbar kompakt.
+
+ $(b) ⇒ (c)$: Sei $(x_n)_{n ∈ ℕ}$ eine Folge in $X$ und $x$ ein Häufungspunkt von $X$.
+ Wähle nun $n_1 ∈ ℕ$ beliebig und iterativ $n_{k+1} > n_k$ mit $d(x,x_{n_{k+1}}) < 1/k$. Dann ist $(x_{n_k})_{k ∈ }$ eine Teilfolge von $(x_n)_{n ∈ ℕ}$, die gegen $x$ konvergiert.
+
+ $(c) ⇒ (a)$: %Siehe zum Beispiel \cite[Ch 3, Th 28.2]{munkres2000topology}.
+ Wir zeigen zunächst, dass, wenn $X$ folgenkompakt ist, und $\mathcal A$ eine offene Überdeckung von $X$ ist, ein $δ > 0$ existiert, so dass jede Teilmenge von $X$ mit Durchmesser höchstens $δ$ in einer Menge aus $\mathcal A$ enthalten ist.
+ Angenommen, es würde kein $δ > 0$ mit dieser Eigenschaft geben.
+ Dann gibt es insbesondere für jedes $n ∈ ℕ$ eine Menge mit Durchmesser kleiner $1/n$. die nicht in einer Menge aus $\mathcal A$ enthalten ist.
+ Sei für jede natürliche Zahl $n$ $C_n$ so eine Menge und $x_n ∈ C_n$.
+ Per Annahme besitzt $(x_n)_{n ∈ ℕ}$ eine konvergente Teilfolge, sagen wir $(x_{n_k})_{k ∈ ℕ}$, die gegen $a ∈ X$ konvergiert.
+ Dann ist $a$ in einem $A ∈ \mathcal A$ enthalten.
+ Da $A$ offen ist, gibt es ein $ε > 0$, so dass $B_ε(a) ⊂ A$.
+ Ist nun $k$ so groß, dass $1/n_k < ε/2$, dann ist $C_{n_k} ⊂ B_{ε/2}(x_{n_k})$.
+ Aber das ist ein Widerspruch zur Annahme.
+
+ Zweitens zeigen wir, dass, wenn $X$ folgenkompakt ist und $ε > 0$, wir eine endliche Überdeckung von $X$ durch $ε$-Bällen finden können.
+ Auch hier nehmen wir an, das würde nicht gehen.
+ Sei $ε > 0$ so, dass $X$ nicht von endlich vielen $ε$-Bällen überdeckt werden kann.
+ Wir konstruieren nun iterativ eine Folge, die keine konvergente Teilfolge besitzen kann: Sei $x_1 ∈ X$ beliebig.
+ Da per Wahl von $ε$ $X$ nicht komplett von $B_ε(x_1)$ überdeckt wird, gibt es ein $x_2 ∈ X \setminus B_ε(x_1)$.
+ Wähle nun iterativ, wenn $x_n$ schon konstruiert ist, $x_{n+1}$ so, dass es nicht in der Vereininung
+ \[
+ B_ε(x_1) ∪ \cdots ∪ B_ε(x_n)
+ \]
+ liegt.
+ Das geht, da nach Annahme $X$ nicht von endlich vielen $ε$-Bällen überdeckt werden kann.
+ Nach Konstruktion ist nun $d(x_n, x_m) > ε$ für $n \ne m$.
+ Somit kann $(x_n)_{n ∈ ℕ}$ keine Cauchy"=Teilfolge, also auch keine konvergente Teilfolge enthalten und $X$ ist somit nicht folgenkompakt.
+
+ Nun folgern wir die Behauptung: Sei $\mathcal A$ eine offene Überdeckung von $X$.
+ Da $X$ folgenkompakt ist, gibt es nun ein $δ > 0$, so dass jede Menge mit Durchmesser kleiner $δ$ in einer Menge in $\mathcal A$ enthalten ist.
+ Sei nun $ε = δ/3$.
+ Da $X$ folgenkompakt ist, gibt es eine endliche Überdeckung von $X$ aus $ε$-Bällen.
+ Da jeder dieser Bälle einen Durchmesser von höchstens $2δ/3$ hat, ist er in einer Menge in $\mathcal A$ enthalten.
+ Das erlaubt uns, eine endliche Teilüberdeckung aus $\mathcal A$ auszuwählen, die $X$ überdeckt.
+\end{proof}
\section{Vollständigkeit in metrischen Räumen und der Satz von Baire}
\label{sec:vollst-metr-raum}
\begin{definition}[Cauchy-Folge]
@@ -410,7 +515,7 @@ Nun ein paar Charakterisierungen von kompakten Mengen in metrischen Räumen.
Sei etwa $\lim_{n→∞} x_n = x$. Sei $ε > 0$.
Da $(x_n)_{n ∈ ℕ}$ gegen $x$ konvergiert, gibt es $N ∈ ℕ$ mit $d(x_n,x)< ε/2$ für alle $n ≥ N$, also mit der Dreiecksungleichung
\[
- ∀n,m ≥ N: d(x_n,x_m) ≤ d(x_n,x) + d(x, x_m) < \frac {ε} 2 + \frac {ε} 2 = ε.
+ ∀n,m ≥ N: d(x_n,x_m) ≤ d(x_n,x) + d(x, x_m) < ε/2 + ε/2 = ε.
\]
\end{proof}
\begin{definition}[vollständiger metrischer Raum]
@@ -419,8 +524,12 @@ Nun ein paar Charakterisierungen von kompakten Mengen in metrischen Räumen.
\index{vollständig}
Der metrische Raum $(X,d)$ heißt \emph{vollständig}, falls jede Cauchy-Folge in $(X,d)$ konvergiert.
\end{definition}
-Nicht jeder metrische Raum braucht vollständig zu sein (man betrachte hierfür z.B. $ℚ$ und die Folge der Partialsummen der Dezimalbruchentwicklung von $\sqrt 2$),
-jedoch lässt sich jeder metrische Raum zu einem vollständigen Erweitern.
+\begin{bemerkung-nn}
+ Nicht jeder metrische Raum braucht vollständig zu sein (man betrachte
+ hierfür z.B. $ℚ$ und die Folge der Partialsummen der Dezimalbruchentwicklung
+ von $\sqrt 2$), jedoch lässt sich jeder metrische Raum zu einem
+ vollständigen Erweitern.
+\end{bemerkung-nn}
\begin{satz}
\label{satz:metr-raum-vervollstd-2.3.4}
\index{Vervollständigung}
@@ -428,8 +537,11 @@ jedoch lässt sich jeder metrische Raum zu einem vollständigen Erweitern.
Dieser Raum $(\tilde X, \tilde d)$ heißt die Vervollständigung von $(X,d)$.
\end{satz}
\begin{proof}
- Zwei Cauchyfolgen $(x_n)_{n ∈ ℕ}$ und $(y_n)_{n ∈ ℕ}$ seien äquivalent, falls $d(x_n,y_n) \xrightarrow[n → \infty ]{} 0$.
- Hierdurch ist eine Äquivalenzrelation definiiert. Sei $[(x_n)_{n ∈ ℕ}]$ die vom Repräsententaten $(x_n)_{n ∈ ℕ}$ erzeugte Klasse. Man setzt
+ Zwei Cauchyfolgen $(x_n)_{n ∈ ℕ}$ und $(y_n)_{n ∈ ℕ}$ seien äquivalent, genau dann, wenn
+ \[ d(x_n,y_n) \yrightarrow[n → \infty ]{} 0. \]
+ Hierdurch ist eine Äquivalenzrelation definiiert.
+ Sei $[(x_n)_{n ∈ ℕ}]$ die vom Repräsententaten $(x_n)_{n ∈ ℕ}$ erzeugte Klasse.
+ Man setzt
\[
\tilde X \coloneq \{ [ (x_n)_{n ∈ ℕ}] : (x_n)_{n ∈ ℕ} \text{ ist Cauchy-Folge in }(X,d)\}
\]
@@ -449,7 +561,6 @@ jedoch lässt sich jeder metrische Raum zu einem vollständigen Erweitern.
\]
Die umgekehrte Ungleichung ergibt sich aus Vertauschung der Rollen. Man rechnet leicht nach, dass $(\tilde X, \tilde d)$ ein vollständiger Raum ist.
Wir können $(X,d)$ durch die entsprechenden konstanten Folgen isometrisch in $\tilde X$ einbetten.
- \todo{Hier fehlt noch was.}
\end{proof}
\begin{bemerkung-nn}
Wendet man diese Technik auf $ℚ$ mit der natürlichen Metrik an, dann erhält man $(ℝ,d)$ als vollständige Hülle.
@@ -461,8 +572,10 @@ jedoch lässt sich jeder metrische Raum zu einem vollständigen Erweitern.
Sei $(X,d)$ ein vollständiger metrischer Raum und seien
$(x_n)_{n * ℕ} ⊂ X$ und $(r_n)_{n ∈ ℕ} ⊂ (0,\infty ) $ Folgen mit der Eigenschaft
\begin{enumerate}
- \item $\cl B_{r_{n+1}}(x_{n+1}) ⊂ B_{r_n} (x_n)$
- \item $\lim_{n \to \infty } r_n = 0$.
+ \item
+ $\cl B_{r_{n+1}}(x_{n+1}) ⊂ B_{r_n} (x_n)$
+ \item
+ $\lim\limits_{n \to \infty } r_n = 0$.
\end{enumerate}
Dann gibt es genau ein $x_0 ∈ X$ mit $x_0 ∈ \bigcap_{n ∈ ℕ} \cl B_{r_n} (x_n)$.
\end{satz}
@@ -473,7 +586,7 @@ jedoch lässt sich jeder metrische Raum zu einem vollständigen Erweitern.
\]
Also
\[
- d(x_{n+p},x_n) \le r_n \xrightarrow[n → \infty ]{} 0.
+ d(x_{n+p},x_n) \le r_n \yrightarrow[n → \infty ]{} 0.
\]
Damit ist $(x_n){n ∈ ℕ}$ eine Cauchyfolge und damit konvergiert gegen ein $x_0 ∈ X$, da $X$ vollständig ist.
Außerdem gilt
@@ -488,7 +601,7 @@ jedoch lässt sich jeder metrische Raum zu einem vollständigen Erweitern.
Für die Eindeutigkeit sei $\tilde x_0$ ebenfalls in $\bigcap_{n ∈ ℕ} \cl B_{r_n}(x_n)$.
Dann folgt
\[
- d(x_0,\tilde x_0) \le \underbrace{d(x_0,x_n)}_{\le r_n} + \underbrace{d(x_n, \tilde x_0)}_{\le r_n} \le 2r_n \xrightarrow[n → \infty ]{} 0.
+ d(x_0,\tilde x_0) \le \underbrace{d(x_0,x_n)}_{\le r_n} + \underbrace{d(x_n, \tilde x_0)}_{\le r_n} \le 2r_n \yrightarrow[n → \infty ]{} 0.
\]
Doch damit war bereits $x_0 = \tilde x_0$.
\end{proof}
@@ -524,7 +637,7 @@ Der folgende Satz wird beim Beweis mehrerer fundamentaler Sätze benötigt, z.B
B_{r_2}(x_2) ⊂ B_{r_1/2} (x_1)
\]
und $B_{r_2}(x_2) ∩ M_2 = \emptyset$.
- Durch Fortsetzen dieses Schemas finden wir eine Folge $(x_n)_{n ∈ ℕ} ⊂ X$ und Radien $(r_n)_{n ∈ ℕ} ⊂ (0,\infty )$ mit $r_n \le r/2^n \xrightarrow[n → \infty ]{} 0$.
+ Durch Fortsetzen dieses Schemas finden wir eine Folge $(x_n)_{n ∈ ℕ} ⊂ X$ und Radien $(r_n)_{n ∈ ℕ} ⊂ (0,\infty )$ mit $r_n \le r/2^n \yrightarrow[n → \infty ]{} 0$.
Damit sind alle Voraussetzungen von~\cref{satz:schachtelsatz-2.3.5} erfüllt. Folglich existiert genau ein
\[
\tilde x ∈ \bigcap_{n ∈ ℕ} B_{r_n} (x_n) ⊂ B_r(x_0) ⊂ M.
@@ -562,7 +675,7 @@ Der Vollständigkeit halber noch eine alternative (stärkere) Formulierung:
\item
$\cl{B_{r_n}(x_n)} ⊂ U_n ∩ B_{r_{n-1}} (x_{n-1})$
\end{enumerate}
- Dazu beachte man, dass $U_n ∩ B_{r_{n-1}}(x_{n-1})$ nichtleer und offen ist, also existiert $x_n$ und $\frac 1 n > \epsilon > 0$ mit $B_\epsilon (x_n) ⊂ U_n ∩ B_{r_{n-1}} (x_{n-1})$ und $r_n = \frac \epsilon 2$ ist wie gewünscht.
+ Dazu beachte man, dass $U_n ∩ B_{r_{n-1}}(x_{n-1})$ nichtleer und offen ist, also existiert $x_n$ und $1/n > \epsilon > 0$ mit $B_\epsilon (x_n) ⊂ U_n ∩ B_{r_{n-1}} (x_{n-1})$ und $r_n = \epsilon/2$ ist wie gewünscht.
Für $m \ge n$ impliziert (ii), dass $x_m ∈ B_{r_n}(x_n)$ und aus (i) folgt, dass die Folge $(x_n)_{n ∈ ℕ}$ damit eine Cauchyfolge ist.
Damit konvergiert $(x_n)_{n ∈ ℕ}$ gegen ein $x ∈X$.
Sei nun $N ∈ ℕ$ und $m > N$.
@@ -611,5 +724,5 @@ Der Vollständigkeit halber noch eine alternative (stärkere) Formulierung:
%%% Local Variables:
%%% mode: latex
-%%% TeX-master: "funkana-ebook"
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